„Ich habe sofort gesagt, dass wir uns das zutrauen!“

Neurochirurg am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord entfernt lebensbedrohliche Gefäßmissbildung im Gehirn

Pressemitteilung: Das Leben von Iwona Rybarczyk gerät im Jahr 2019 aus den Fugen. Mit damals gerade mal 42 Jahren erleidet sie einen Schlaganfall, der ihre linke Körperhälfte taub werden lässt. Bei den Untersuchungen wird außerdem eine arteriovenöse Malformation (AVM), eine angeborene Gefäßmissbildung im Gehirn, festgestellt. Sie ist die Ursache des Schlaganfalls.

Bei einer arteriovenösen Malformation handelt es um eine abnorme Verbindung zwischen den Arterien und den Venen, bei der das Netzwerk der kleinen Blutgefäße (Kapillaren) zwischen den beiden fehlt. Normalerweise sind die Arterien für den Transport von sauerstoffreichem Blut zu den Geweben verantwortlich, während die Venen das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen transportieren. Bei einer AVM fließt das Blut direkt von den Arterien in die Venen. Die Gefäße drohen zu überlasten, was zu einem erhöhten Druck und einem ungewöhnlich starken Blutfluss führt. Dies kann die Gefäßwände schwächen und das Blutungsrisiko erhöhen. Außerdem wird das Gewebe in der Umgebung der AVM nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, da der normale Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen in den Kapillaren fehlt.

Leben mit „tickender Zeitbombe“ im Kopf

Iwona Rybarczyk hat nicht nur mit den Folgen des Schlaganfalls und der Diagnose einer Gefäßmissbildung zu kämpfen. Die behandelnden Ärzte haben noch eine weitere Hiobsbotschaft für die junge Frau: Die Gefäßmissbildung liegt in einer sehr ungünstigen Lage zwischen dem Sprach-und Bewegungszentrum. Die Ärzte halten eine Operation für zu riskant und sagen, die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen wie einer halbseitigen Lähmung oder Sprachstörungen sei sehr hoch.

Iwona Rybarczyk sucht weitere Ärzte in Duisburg und Umgebung auf. Ein Neuroradiologe schließt aber auch eine Embolisation über einen Leistenkatheter aus, weil die Gefäße zu klein und zu dünn seien. „Die Ärzte haben mir immer nur gesagt, dass es nicht geht. Irgendwann hatte ich ständig Angst. Abends lag ich oft im Bett und dachte: Hoffentlich wache ich morgen früh wieder auf. Ich hatte das Gefühl, ich lebe mit einer tickenden Zeitbombe im Kopf“, erinnert sich Iwona Rybarczyk. Die Ungewissheit ist für sie eine enorme psychische Belastung.

Neurochirurg setzt auf innovative Operationsmethode

Bei der eigenständigen Suche nach einer Behandlung wendet sich Iwona Rybarczyk im Frühjahr 2023 an Dr. Rashad El-Habony, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord.

Nach ersten Voruntersuchungen entscheidet sich Dr. El-Habony Ende Mai 2023 für die Operation: „Ich habe sofort gesagt, dass wir uns das zutrauen. Wir haben in unserer Klinik sehr gute und erprobte Verfahren und Techniken, um in sehr sensiblen Bereichen des Gehirns operieren zu können. Wir planen sorgfältig und nutzen moderne bildgebende Verfahren, um die genaue Lage und Struktur der Gefäßanomalie zu verstehen“, erklärt der erfahrene Neurochirurg, der auf schwierige Eingriffe spezialisiert ist.

Bei der Operation von Iwona Rybarczyk kommt die intraoperative Fluoreszenzangiographie (ICG) zum Einsatz. Vor der Operation wird den Patienten ein fluoreszierender Farbstoff verabreicht, der sich an die Blutgefäße bindet. Während der Operation kann die Fluoreszenz des Farbstoffs mit einer speziellen Kamera oder einem Mikroskop sichtbar gemacht werden. So kann der Chirurg in Echtzeit die Durchblutung und den Verlauf der Blutgefäße beobachten. Dies hilft ihm, die genaue Lage der Blutgefäße der AVM zu erkennen und sie von gesundem Gewebe zu unterscheiden. So können präzise Schnitte gesetzt und die AVM sicher entfernt werden, während gesundes Gewebe geschont wird.

Dr. El-Habony gelingt es, die Gefäßmissbildung vollständig und ohne Komplikationen zu entfernen. Iwona Rybarczyk ist ihm dafür sehr dankbar: „Ich bin so froh, dass ich endlich wieder normal leben und arbeiten kann. Ich habe in den letzten Jahren so viel aufgegeben und mich vieles nicht mehr getraut. Ich durfte zum Beispiel nicht fliegen und würde so gerne endlich wieder Urlaub machen oder meine Freundin in den USA besuchen“, freut sich die inzwischen 46-Jährige.

Informationen über Dr. Rashad El-Habony:

Dr. Rashad El-Habony ist Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord. Der erfahrene Neurochirurg ist unter anderem auf Gefäßchirurgie, Orbitachirurgie, Kinderneurochirurgie und plastische Chirurgie spezialisiert. Die Neurochirurgie ist ein sich ständig weiterentwickelndes Fachgebiet mit innovativen Techniken und Technologien. Das Team der Klinik für Neurochirurgie unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Zimmermann ist deshalb offen für neue Ansätze und Behandlungsmethoden. So hat Dr. El-Habony im Oktober 2022 die erste Wachoperation am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord bei einer Patientin mit Hirntumor erfolgreich durchgeführt.

Foto: Dr. Rashad El-Habony (r.) hat Iwona Rybarczyk (l.) durch eine Operation ein sorgenfreies Leben ermöglicht. (Quelle: EVKLN)

Journalistenkontakt

Astrid Menz
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